Diakonie Care - Eine berufsbegleitende Weiterbildung für Mitarbeitende der Diakonie
Bezogen auf seelische Gesundheit und Berufsverbleib kann eine persönliche und sinnstiftende Grundeinstellung eine wichtige Ressource und „Rückenwind“ für Mitarbeitende helfender Berufe darstellen. In Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk der Ev. Kirche Deutschlands (EKD) und unter wissenschaftlicher Begleitung der Fachhochschule der Diakonie Bielefeld ist es gelungen, eine alltagstaugliche Antwort auf die Frage nach Spiritualität als Kraftquelle zur Gesundheitsförderung für Pflegende zu finden. Das Trainingsprogramm in den Bereichen Existentielle Kommunikation, Spiritualität und Selbstpflege stattet Mitarbeitende mit stärkenden Konzepten und Methoden aus, um besser den Anforderungen und Herausforderungen des beruflichen Alltags zu begegnen, Hoffnungsquellen zu finden und anderen wirksam in Lebenskrisen beistehen zu können..
Zielgruppe: Mitarbeitende aller Berufsgruppen im Kontext von stationärer, teilstationärer und ambulanter pflegerischer, betreuender und sozialer Arbeit
Abschluss: Zertifikat des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD)
Kompetenzen
- Zugang zu spirituellen Ressourcen finden und diesen für sich und andere nutzen
- praxisgerechte Methoden zur Kommunikation in existentiellen Lagen kennen und einsetzten
- Existenzfragen fachlich, persönlich und spirituell beantworten
- die salutogenen Kräfte der Spiritualität für sich selbst nutzen
- gelassen mit Stresssituationen umgehen können und somit die eigene Gesundheit stärken
Ausgewählte Inhalte
- professioneller Umgang mit existentiellen Lebensfragen
- Existentielle Kommunikation im eigenen Arbeitsfeld und Aufgabengebiet
- Sinn und Sinnquellen entdecken
- Spiritualität im (interkulrurellen) Alltag erfahrbar machen
- Beziehungsarbeit u. a. in Situationen von Tod, Trauer, Stress, Leid, Burnout
Alle Module im Überblick
Modul 1: Mit existenziellen Lebensfragen umgehen
Baustein 1
Spiritualität – auch das noch... / Existenzielle Kommunikation zwischen Bettenmachen und Kaffeegeschirr?
Baustein 2
Existentielle Lebensfragen, die uns beschäftigen – mein Umgang mit Leid, Verwundbarkeit, negativen Gefühlen, Verlusten…
Baustein 3
Signale der Seele und des Körpers verstehen
Baustein 4
Grundlagen der Kommunikation – Phasen der Verarbeitung – eigene Lebenserfahrung wahrnehmen und wertschätzen
Modul 2: Stehen bleiben und inne halten
Baustein 1
Umgang mit Anspruchshaltungen und Erwartungen – Umgang mit Stress und Überlastung – Meine Erwartungen an mich – Antreiber – Glaubenssätze – Blockierende Lebens- und Abspaltungsmuster verstehen
Baustein 2
Aktion und Kontemplation – Was tut mir gut, was gibt mir Kraft? Meine Ressourcen – Bedeutung meines Berufes für mich
Baustein 3
Mitgefühl und Empathie
Baustein 4
Wurzeln eigener Spiritualität, Gottesbilder, Erfahrungen, Erziehung
Baustein 5
Freiräume schaffen, um loszulassen
Modul 3: Sinn und Sinnquellen neu entdecken
Baustein 1
Meiner Sehnsucht auf der Spur
Baustein 2
Verschiedene Sinnquellen – Wir- und Wohlgefühl
Baustein 3
Hilfe, ich bin gefragt: Kommunikation zu Sinnfragen
Baustein 4
Meine Sinnquellen – der rote Faden in meinem Leben – Biografiearbeit – Berufung
Baustein 5
Gott als Kraftquelle begegnen (können)?
Baustein 6
Freiräume für die Neuentdeckung von Sinnquellen
Modul 4: Spiritualität im Alltag erleben
Baustein 1
Was ist mir heilig?
Baustein 2
In Wüstenzeiten durchhalten und gestärkt werden
Baustein 3
Spiritualität im Alltag: In der Selbstpflege und in der Kommunikation mit Patientinnen und Bewohnern
Baustein 4
Sich selbst wahrnehmen in männlicher und weiblicher Spiritualität – Schwarzbrotspiritualität
Modul 5: In Beziehungen arbeiten
Baustein 1
Die Kunst der Unterbrechung
Baustein 2
Gut, dass wir einander haben? Gelingende Kommunikation am Arbeitsplatz
Baustein 3
Kurzkommunikation
Baustein 4
Nächstenliebe – Care (Kontaktinfarkt, Nähe und Distanz, Möglichkeiten der Beziehungsgestaltung)
Baustein 5
Kirchenjahr und Rituale, Gebet und Meditationsformen
Baustein 6
Freiräume für heilsame Berührungen
Modul 6: Existenzielle Kommunikation und Spiritualität in spezifischen Handlungsfeldern der Pflege
Baustein 1
Achtsamkeit – Balance – Verbundenheit
Baustein 2
Wahrnehmung von / Umgang mit spirituellen Bedürfnissen von Patient/innen und Bewohner/innen
Baustein 3
Freiräume für Kraftquellen
Baustein 4
Unerledigtes und Offenes
Arbeitsstruktur/Methoden
- Vorträge und Gruppendiskussionen
- Einzel-, Paar- und Gruppenarbeit
- Interaktionsübungen
- Kollegiale Fallberatung
- Praxisaufgabe
- Exkursionen /Hospitationen
- Reflexion
Dauer
- 120 Std. verteilt auf sechs zweitägige Module
Partner
- Albertinen
- Bildungshaus
- Bethel
- Ev. Diakonieverein
- Kaiserwerth
- Lazarus-Diakonie
- Fliedner Stiftung
Wissenschaftliche Forschungsarbeiten
entstanden im Rahmen des ESF-Projektes ‚Existenzielle Kommunikation, Spiritualität und Selbstsorge im Pflegeberuf‘ im Programm rückenwind
Herausgeber: Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband
in Kooperation mit Sozialwissenschaftliches Institut der EKD, Bundesakademie für Kirche und Diakonie, Fachhochschule der Diakonie gem. GmbH; Berlin, 2010 – 2012
Gregor Dömling: ‚Kennzeichen kultursensibler Pflege‘: Unter Schlagworten wie „transkulturelle Pflege“, „interkulturelle Orientierung“ und „Öffnung“, mit anderem Fokus z. T. auch „interkulturelle“ bzw. „interreligiöse Seelsorge“, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten eine Reihe von Konzepten und Praxisempfehlungen für den Bereich der Kranken- und insbesondere Altenpflege herausgebildet, die hier unter dem Oberbegriff „kultursensible Pflege“ betrachtet wird. Der moderne Wohlfahrtsstaat basiert auf christlichen Grundlagen und rekurriert bei aller Einbindung ins politische Tagesgeschäft mit seinen Kompetenz- und Verteilungskämpfen immer wieder auf Kernelemente dieser Religion wie Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Daher ist es hilfreich und wegweisend, sich bei Konzeption und Umsetzung von sozialpolitischen Maßnahmen am Leitfaden zu orientieren, den uns das angewandte Christentum an die Hand gibt.
Magdalena Kossatz: ‚Gendergerechte Pflege unter besonderer Berücksichtigung männlicher / weiblicher Spiritualität‘: Altern ist ein hochgradig indi-
vidueller Prozess, für Frauen und Männer gleichermaßen, sodass die Pflege ein vorurteilsfreies Sicheinlassen auf den Einzelnen bedeutet. Und die Pflegekräfte brauchen all die angeführte Unterstützung, um im vollen Umfang geistesgegenwärtig pflegen zu können. „Wie möchten wir alt werden? Souverän, mündig und würdig! Umgeben von freundlichen Professionellen und fürsorglich zugewandten Verwandten und Freunden, die neben ihrer Zuneigung zugleich taktvoll genug sind, um uns nicht zu beschämen.“ Das trifft wohl auf alle zu – ob Mann oder Frau.
Silke Peters: Existenzielle Komunikation in der Pflege (Langfassung): Das Selbst- und Fremdverständnis des Pflegeberufs wird bis heute von der Erwartung bestimmt, dass Kranken- und Gesundheitsschwestern sowie Kranken- und Gesundheitspfleger neben der Bewältigung aller pflegefachlichen Anforderungen auch für die existen-
ziellen Belange ihrer Patienten, Bewohnerinnen und deren Angehörige ansprechbar sind. Gute Pflege zeichnet sich dem allgemeinen Verständnis nach auch durch eine besondere Sensibilität für die existenziellen Erfahrungen aus, die mit Krankheit und Leid einhergehen können. Untersuchungen belegen außerdem, dass Erwartungen solcher Art an Mitarbeitende der Diakonie ausgesprochen hoch sind; sie werden von kirchlich verbundenen wie kirchenfernen Menschen gleichermaßen an sie herangetragen.
Kathrin Städler: ‚ Spiritualität in ihrer Bedeutung für das Gesundheits- und Sozialwesen‘ - Eine Literaturrecherche: Neben der Sensibilisierung für spiri-
tuelle Bedürfnisse gehören hier die eigene weltanschauliche Kompetenz und Sprachfähigkeit zu den wichtigen Kompetenzen, die neben der entsprechenden Haltung der Mitarbeitenden zu einer humanen Pflege beitragen.
„Unsere seelenlose Medizin braucht als ersten Schritt eine Anerkennung und Aufmerksamkeit für die Seele des Patienten, für sein Fühlen, sein in der Welt sein, seine Betroffenheit, für das Bewusstsein seiner Verletzlichkeit und Sterblichkeit, so dass sie zu einer beseelten Medizin werden kann.
Peter Weber: Intergenerative Kommunikation - Eine Literaturstudie: Die intergenerative Kommunikation fungiert als Oberbegriff für ein breites Spektrum unter-
schiedlicher Anlässe und Formen, die von einer zufälligen Alltagsbegegnung bis zu einem höchst anspruchsvollen Austausch auf der Metaebene reichen. In der Literatur wird sie überwiegend unter dem Aspekt des intergenerationellen Lernens abgehandelt. Alle am Lernprozess Beteiligten versprechen sich hiervon einen Vorteil; andernfalls würde die Motivation fehlen, sich auf diesen Prozess einzulassen. Der Idealtypus einer dyadischen Beziehung ist das Mentoring. Dort werden Wissen und Lebenserfahrungen von alt zu jung übertragen – zum Vorteil beider Beteiligter.
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